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Spaß an der Musik ganz in Familie

03. August 2004

"Hallo, Mama, hier bin ich – auf der Empore!" Grüße dieser Art bei einem Konzert waren am Sonntag keine Seltenheit und sorgten für eine lockere Atmosphäre eines Musikereignisses, das seit den siebziger Jahren alle Jahre wieder und doch immer wieder neu und ganz anders stattfindet. Die Familien-Singwoche im Seminar für kirchlichen Dienst gab in St. Marien ihr Abschlusskonzert.

Gelungene Ensembleleistung

presse14Neugierig machte schon der Aufbau des Konzertes, und dabei hatte Landesmusikwart Lothar Kirchbaum mit seinen Mitarbeiterinnen Isabella Schöne und Ulrike Blume eine glückliche Hand. Instrumentalisten, Kinderchöre und der große Chor wollten die Ergebnisse einer Woche zeigen. Das alles in gut 100 Minuten. Der ganze Altarraum wurde zum Podium. Die Bläser schafften locker den Einstieg mit einem Nachspiel – festlich und harmonisch im barocken Stil spielten die zehn Trompeter, Posaunisten und die Tuba das "Nachspiel" von Johann Gottfried Walter. Verquer ging aber dennoch nichts. Leere Stuhlreihen in der vorderen Hälfte des Kirchenschiffes wurden immer wieder wechselnd besetzt. Die jüngsten Geiger, Cellisten und Flötisten hatten trotz ihres Lampenfiebers den "Jiddischen Hochzeitstanz" gut eingeübt, und der kam im Publikum an. Neun Flötisten gaben die drei Intraden des barocken Meisters Johann Hermann Schein festlich, aber auch lieblich-tänzerisch. Zum Programm-Ablauf der Instrumentalisten gehörte die imposante romantische achtstimmige Motette Felix Mendelssohn-Bartholdys "Frohlocket, ihr Völker auf Erden", das eigentlich in die Weihnachtszeit passt, aber in ihrer Innigkeit die Stimmung der Stunde beschrieb. In Dahme gab es ein Konzert, das es sonst nur selten gibt: Eltern und Kinder, Enkel und Großeltern sangen und musizierten nach den Proben der Woche gemeinsam. "Die Jüngste war knapp zwei Jahre jung, die älteren Semester waren über 60. Aber alles hat harmonisch geklappt, wie das Konzert auch beweist", freute sich Landessingwart Lothar Kirchbaum im RUNDSCHAU-Gespräch. Eine Sangesgemeinschaft über Generationen hinweg hatte Spaß an der Musik und gab dies auch an die Hörerschaft in der gut gefüllten Kirche weiter. 31 Sängerinnen und Sänger intonierten einfühlsam die Kantate "Gott, der du bist des Geistes Wesen" von Carl Heinrich Briegel. Melchior Vulpius schrieb 1612 die vierstimmige Motette mit dem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg – auch das erklang dynamisch schön, stimmlich rein. Der Kinderchor zeigte, dass Musiktheorie auch ganz lustig sein kann: Günter Kretzschmar schrieb "Der Quintentraum", der gesanglich wurde alles von der großen und kleinen Sekunde über die Oktave bis zur None spielerisch und vergnüglich dargestellt. Ein Höhepunkt war sicher die Motette von Anton Bruckner "Christus factus est" in ihrer starken Dynamik und Ausdruckskraft – der Chor konnte beides bieten. Mit dem heiteren Abendlied von Dietrich Meindt "Lieber Gott, lass uns ruhig schlafen" ging eine gute musikalische Stunde zu Ende. Drei Singwochen in Dahme haben mehr als 150 musikalisch Interessierten aus allen neuen Bundesländern, aber auch Gästen aus Niedersachsen und aus Freiburg im Breisgau Impulse zum Musizieren gegeben.

Bekannt über Landesgrenzen

Die Singwochen in Dahme sind weit über die Grenzen Brandenburgs wegen ihrer familiären Art der Weiterbildung bekannt, seit sie Kirchenmusikdirektor Volker Ochs in den 70er Jahren begründete. Neben musikalischen Profis sind viele musikalisch ambitionierte Laien mit von der Partie.

erschienen in der Lausitzer Rundschau am 03.08.2004