Skip to main content

Singen macht glücklich

23. April 2017

cornelia ewald

„Singen macht glücklich“, ist Cornelia Ewald überzeugt. In den letzten Jahrzehnten sei vernachlässigt worden, wie wichtig Gesang sei, sagt sie. Doch langsam besinne man sich wieder darauf. Cornelia Ewald ist seit Oktober 2016 Landessingwartin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Noch ist sie dabei sich in die neuen Aufgabeneinzuarbeiten, zu sammeln und zu sortieren. Sie sucht Mitstreiter für neue Projekte, denn sie hat viel vor. So möchte sie die Kinderchorleiterinnen und -chorleiter vernetzen und Fortbildungen für sie anbieten. Schon unter ihren Vorgängern gab es regelmäßig  Singwochen, die sie weiterführen möchte. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Singen mit Kindern.
Der Bedarf sei da, sagt sie. Viele Menschen haben die Freude am Gesang wiederentdeckt. „Studien belegen, dass sich Singen positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirkt.“ Glückshormone würden ausgeschüttet, man atmet tief und frei, die Körperhaltung verbessert sich. „Singen fördert die Gesundheit und das Wohlergehen“, schwärmt sie. Und erzählt, wie sie manchmal nach einem langen Arbeitstag müde und geschafft zu einer Chorprobe kommt und sich nach dem Singen wieder frisch und belebt fühlt.
„Ich weiß nicht, wie ich ohne Musik geworden wäre“, sagt sie. Musik ist unendlich, man könne sich immer wieder in sie versenken, lerne etwas dazu, gewinne neue Fähigkeiten. Diese Erfahrung, die ihr Leben prägt, möchte sie gern weitergeben. Cornelia Ewald leitet Kinderchöre, seit sie mit 23 Jahren als Kirchenmusikerin anfing. Geboren wurde sie in Frankfurt/Oder, aufgewachsen ist sie in Müncheberg. Sie studierte Kirchenmusik in Halle/Saale und legte das A-Examen ab. In Lübben hatte sie ihre ers­te Stelle, dann ging sie als Chorassistentin an das Staatstheater in Cottbus. Auch heute lebt sie noch in Lübben, pendelt zwischen Spreewald und Berlin. Neben der halben Stelle als Landessingwartin ist sie noch Kirchenmusikerin in Berlin-Karlshorst. Und sie ist künstlerische Leiterin des Berliner Kinderchores „Canzonetta Berlin – Children sing for Europe“.

foto epd 1000

Cornelia Ewald ist überzeugt, dass eigentlich jeder Mensch singen könne. Ohne Vorbildung. „Man kann bei Null anfangen und bei entsprechender Anleitung irgendwann zu den großen musikalischen Werken gelangen.“ Beim Singen ist der eigene Körper das Ins­trument. Die Seele schwingt. „Da ist für mich auch Gott anwesend“, sagt sie. Sie wünscht sich, dass sich dieses Glücksgefühl auf die Zuhörer und Zuhörerinnen überträgt. Und ist sich sicher, dass man in den Bankreihen spürt, mit welcher Haltung die Sänger und Sängerinnen vorne stehen. Wenn diese die geistlichen Texte, die sie singen, auch verkünden, die Worte deutlich artikulieren, dabei die Menschen ansehen und sich nicht hinter ihren Liedermappen verstecken, dann, so ist ihre Erfahrung, fühlen sich nicht nur die, die singen lebendig, sondern auch die, die zuhören.
Die Kunst des Auftretens könnte Thema für eine der geplanten Weiterbildungen für Chorleiter und Chorleiterinnen sein. Viele machten diesen Job ehrenamtlich. Sie können also ein bisschen Unterstützung gut gebrauchen. Cornelia Ewald möchte beraten und Angebote machen, sei es zu Stimmbildung oder wie man die richtigen Stücke für das eigene Repertoire findet.
Und noch etwas: Cornelia Ewald freut sich über Einladungen. Sie fährt gern Auto, sagt sie. Und noch lieber singt sie mit Menschen. Wenn also für einen Kreiskirchentag, Kreischortag oder eine andere Veranstaltung noch eine Chorleiterin gesucht wird, dann kommt sie gern vorbei. Oft gebe es nicht genügend Organisten und Kantoren auf dem Land, so dass niemand da ist, der mit den Menschen singt. Für sie eine Vorstellung, die nicht gut auszuhalten ist. Denn Singen macht eben glücklich.
Und vielleicht passiert sogar etwas Außergewöhnliches, das sie selbst schon erfahren hat und das auch wissenschaftlich bestätigt ist. Manchmal, so sagt Cornelia Ewald, passiert es, dass die Schwingungen beim Singen im Gleichklang sind, und dann verstärkt sich die Interferenz. In diesem Moment fühlt man sich mit seinen Mitsängern und -sängerinnen auf eine Weise verbunden, die man sonst nicht erreicht. Es erzeugt Harmonie und Übereinstimmung. „Und davon hat die Welt zu wenig.“

Von Amet Bick erschienen am 12. März 2017 in "Die Kirche"