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Familien musizieren miteinander in Dahme

04. August 2006

Selina Jahns aus Bernau begeht während der Familiensingwoche im Seminar für kirchlichen Dienst in Dahme ein Jubiläum. «Ich bin erst 20 und zum 20. Mal dabei» . Die Eltern hätten sie schon als Baby mitgenommen, erzählt die junge Frau. Das ist kein Einzelfall. Wer einmal mit dem Singwochen-Virus infiziert sei, komme meist wieder, sagt Lothar Kirchbaum.

presse10 Der Landessingwart der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg / Schlesische Oberlausitz leitet die Dahmer Woche. Knapp 60 Teilnehmer aus mehreren Bundesländern musizieren dort miteinander und pflegen die Gemeinschaft Gleichgesinnter. Das Ergebnis ihrer Arbeit werden sie am Sonntag bei einem Konzert in der Kirche vorstellen.

In Großfamilie Freude am Singen

«Die ältesten Teilnehmer sind über 50, die jüngsten gerade mal anderthalb Jahre alt» , erzählt Lothar Kirchbaum. Selina ist mit Eltern, Geschwistern, Nichten, Neffen und ihrem Onkel gekommen. In Bernau singe sie im Kirchenchor, spiele im Posaunenensemble und in mehreren Bands, erklärt sie. «Die Singwoche bietet mir im Urlaub eine geballte Ladung Musik. Das ist schöner als Rumhängen.» Fast alle in der großen Runde seien Laienmusiker. «Oft sind wir selbst überrascht, was für anspruchsvolle Stücke wir trotzdem hinbekommen» , so Selina. Diesmal steht unter anderem die Uraufführung der Kinderchorkantate «Der Turmbau zu Babel» von Uwe Krause auf dem Programm. Dessen Frau, die Musikerin Isabella Schöne, leitet während der Singwoche den Kinderchor und betreut eine Streichergruppe. Es erfordere Fingerspitzengefühl, unterschiedliches Leistungsniveau harmonisch zusammenzuführen. Doch das gelinge, denn das Miteinander sei vie len während dieser Woche das Wichtigste, so Isabella Schöne. In der biblischen Geschichte des Turmbaus zu Babel wollten die Menschen bis in den Himmel hinauf. Uwe Krauses Kantaten-Idee habe die Vorlage geliefert für das Motto der diesjährigen Familiensingwoche, erklärt Lothar Kirchbaum. «Schneller – höher – weiter: Der Fortschritt ein Rückwärtsgang?» heißt es und zieht sich wie ein roter Faden durch die musikalischen Werke und die täglichen Andachten.

Wie sich Ansprüche verändern

Auch in ihren ganz alltäglichen Unterhaltungen kommen die Musikfreunde auf veränderte Werte, auf das gestiegene Anspruchsdenken in heutiger Zeit zu sprechen. Die Schwestern Annette Schulz aus der Nähe von Erlangen und Ulrike König aus Hamburg kennen wie Selina Jahns das Dahmer Seminar noch aus der Kindheit. Damals seien die Gästehauser marode gewesen. «Im Schütz-Haus gab es keine Dusche, und aus den Ecken hat es gezogen» , erinnert sich Annette Schulz. Jetzt seien die Gebäude saniert. Richtig nobel sei der neue Speiseraum im Hof des Forck-Hauses, sagt die Erlangerin. «Wir Bernauer haben früher im alten Haus in der Kirchstraße gewohnt» , erzählt Selina. Alles sei dort sehr einfach gewesen, doch sie vermisse es. «In der Küche haben wir beim Abwaschen geholfen, obwohl wir kaum über den Rand der Spüle sehen konnten. Ich fand das schön» , blickt die 20-Jährige zurück.

Gäste bringen Leben in die Stadt

Pfarrerin Barbara Deml-Groth aus Falkensee ist als theologische Betreuerin der Singwoche zum ersten Mal in Dahme. «Mir gefallen die Landschaft und die historischen Häuser» , sagt die gebürtige Bayerin. Aber auch die leeren Fenster von Läden und Wohnungen fielen auf. «Gerade deshalb sind Veranstaltungen wie unsere wichtig. Sie bringen Menschen in die Stadt» , so die Pfarrerin. Selina sagt, sie sei in der Freizeit im Schwimmbad gewesen. Die Schwestern Annette und Ulrike erzählen, sie hätten es bis an den Körbaer Teich geschafft. «Die Kinder lieben den nahen Tierpark. Das ist noch genauso geblieben wie in unserer eigenen Kinderzeit» , stellen die drei jungen Frauen übereinstimmend fest.

Zum Thema Konzert am Sonntag

Das Abschlusskonzert der Familiensingwoche mit der Uraufführung einer Kinderchorkantate und weiteren Werken aus alter und neuer Zeit findet nach Angaben der Veranstalter am Sonntag, dem 6. August, um 19.30 Uhr in der Dahmer Hauptkirche St. Marien statt. Der Eintritt ist frei, Spenden werden gern entgegengenommen, heißt es.

Von Carmen Berg - erschienen in der Lausitzer Rundschau am 04.08.2006