Traditionsreiche Dahmer Singwoche: Darum trafen sich dort 72 Menschen zum gemeinsamen Singen
Singen macht gute Laune, Freunden erst recht. 72 Menschen aus unterschiedlichen Generationen haben in diesem Jahr den Weg nach Dahme gefunden, wo es seit mehr als 50 Jahren die Familiensingwoche gibt.
Die Familiensingwoche in Dahme steht anscheinend unter einem besonders guten Stern. 54 Jahre ist es her, dass sich zum ersten Mal Laiensänger aus der gesamten damaligen DDR unter dem schützenden Dach des Dahmer Seminars für kirchlichen Dienst zusammenfanden, um hier, singend und sicher auch über das eine oder andere Thema jenseits des geschützten Raumes diskutierend, ihre Freizeit zu verbringen. Neben der musikalischen Arbeit war dabei auch der Blick auf das, was eine Christengemeinschaft eint, eine der tragenden Säulen, auch wenn nicht jeder Teilnehmer Christ ist.
Dass die inzwischen zur Tradition gewordene, musikalische Feriengemeinschaft über all die Jahrzehnte erhalten bleiben würde, war bis zum Zusammenbruch der DDR keine Frage. Dass es sie auch mehr als drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall noch gibt, grenzt an ein Wunder. Das Interesse am gemeinsamen Singen von Menschen aus praktisch allen Generationen ist ungebrochen groß. Mit 72 Teilnehmern haben sich in diesem Jahr so viele Menschen dafür entschieden, statt in exotische Gefilde aufzubrechen für eine Woche nach Dahme zu kommen.
Dahmer Singespaß für die ganze Familie
„Für uns ist die Singwoche praktisch die einzige Gelegenheit im Jahr, wo die gesamte Familie beisammen ist“, sagt Claudia Silter, die aus Dahme stammt aber seit langem in Potsdam zu Hause ist und seit Jahrzehnten so gut wie keine Singwoche ausgelassen hat. Auch ihre inzwischen erwachsenen beiden Töchter und der Sohn und ihren beiden Enkel sind gekommen, um mit ihren Eltern beziehungsweise Großeltern zu singen.
„Aber wir sind nicht die einzige und auch nicht die größte Familie, die regelmäßig hierher kommt, die größte Familie besteht aus 14 Leuten“, sagt Silter. Außer ihr, die zumindest von hier stammt, und Isabella Schöne aus Weißagk, die ebenfalls zu den Stammgästen der Singwoche gehört, kommen die meisten Teilnehmer in diesem Jahr aus anderen Brandenburger Regionen und aus der Hauptstadt, aber auch aus Bayern und Baden-Württemberg.
Schon lange auf die Singeferien gefreut haben sich auch die neunjährige Lioba, der zwölfjährige Salomo und der vierjährige August, denen die Freude am Musizieren praktisch in die Wiege gelegt wurde. Denn der Großvater des Trios ist Lothar Kirchbaum, der über Jahrzehnte als Landessingwart praktisch das Rückgrat der Singwoche war und sie mit seiner legendären Begeisterungsfähigkeit prägte. Kirchbaums Kinder Susanne und Richard, selbst schon als Kinder regelmäßig in Dahme mit dabei, haben ihre eigene Begeisterung inzwischen an ihre eigenen Kinder weitergegeben.
Gemeinsames Singen statt zu Hause langweilen
„Ich singe einfach viel lieber mit Leuten, als mich in den Ferien zu Hause zu langweilen, weil meine Freunde alle verreist sind. Und die Leute hier sind alle toll, die Projekte sind toll und das Essen ist super lecker. Meine Freunde zu Hause wissen ja gar nicht, was sie hier verpassen“, schwärmt Lioba.
Salomo, der nicht nur Spaß am Singen hat, sondern auch mehrere Instrumente beherrscht, macht aus seiner Begeisterung ebenfalls kein Geheimnis. „Zu Hause muss ich beim Musizieren Kopfhörer aufsetzen, um niemanden zu stören, aber hier darf es auch mal lauter sein und fühlt sich deshalb besonders gut an“, erzählt er mit schelmischem Grinsen. Auch das Zusammensein mit „alten Bekannten“ vorheriger Singwochen, das Kennenlernen neuer Leute und den fast schon rituellen Charakter des Familientreffens sind ganz nach seinem Geschmack.
Gelegenheit, sein Können als Blechbläser unter Beweis zu stellen, hat Salomo auch in diesem Jahr reichlich. Denn neben dem Erwachsenen- und dem Kinderchor gibt es auch das Blasorchester „Blechdonner“, dass in dem gemeinsam erarbeiten Konzertprogramm eine wichtige Rolle spielt. Thematisch geht es um die biblische Schöpfungsgeschichte, wofür der Weißagker Komponist John Rausek und die Potsdamer Musikerin und Musikpädagogin Birgit Wahren erneut eine Kantate erarbeitet haben.
Die Aufführung des Programms findet an diesem Sonnabend um 16 Uhr in der Dahmer Seniorenresidenz statt, Ausschnitt daraus sind am Sonntag um 10.30 Uhr beim musikalischen Gottesdienst in der Marienkirche zu hören.
Uwe Klemens