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Kirchenmusiker lässt Engel rappen

11. Juli 2013

In Dahme geht der Singwochen-Virus um / Abschlusskonzert am Sonnabend

Seit fast 20 Jahren leitet Lothar Kirchbaum die Familiensingwoche der evangelischen Landeskirche in Dahme. Viele Teilnehmer kommen immer wieder, bringen inzwischen Kinder und Enkel mit. Für das gemeinsame Abschlusskonzert muss sich der Landessingwart deshalb stets Neues einfallen lassen. In diesem Jahr ist es ein Engel-Rap.

presse21Für einen Kirchenmusiker Anfang 60 sei es eine Herausforderung, zum Rapper zu werden, gibt Lothar Kirchbaum zu und schmunzelt. Wie das geht, habe er sich vom Musikerkollegen und Komponisten Uwe Krause beibringen lassen. Entstanden sei die moderne Bearbeitung eines Textes aus einem gängigen Kindergesangbuch, erzählt er. Der Engel-Rap ist Teil des Konzertes, das die Singwochenteilnehmer am kommenden Sonnabend um 16 Uhr in der Dahmer Seniorenresidenz aufführen wollen. Weiter gehört dazu eine Kinderchorkantate des Anhaltinischen Landeskirchenmusikdirektors Wolfgang Elger, sagt Lothar Kirchbaum. Kinder- und Erwachsenenchor sowie Instrumentalisten wollen beim Konzert zeigen, was sie in einer Woche gemeinsam einstudiert haben. Eine eigens gegründete Jugendband wird den Kinderchor begleiten.

"Bei den Singwochen musizieren Profis und Laien, Alt und Jung gemeinsam. Das ist das Schöne. Für jeden findet sich eine Aufgabe, auch für die Kleinen", sagt Christian Utasch. Der Zeuthener und seine Frau Uta seien schon zur Familiensingwoche gekommen, als ihr Sohn noch in den Windeln lag. "Jetzt ist er 17 und auch diesmal wieder mit dabei", so die Eltern. Rainer Jahns aus Bernau ist mit 62 Jahren der Älteste in der Runde und hat sich vor mehr als drei Jahrzehnten unter Kirchbaums Vorgänger Volker Ochs mit dem Singwochen-Virus infiziert. Die Familie sei längst angesteckt, erzählt er. In der Begleitung von Rainer Jahns sind drei Töchter, Schwiegersohn und vier Enkel.

Miriam Schmidt (16), eine gebürtige Dahmenserin, die heute in Potsdam lebt, berichtet: "Ich komme zur Singwoche, solange ich denken kann." Sie freue sich jedes Mal darauf, Freunde wiederzutreffen. Doch auch Neue würden problemlos integriert. Wer beispielsweise beim Üben Klavierbegleitung brauche, finde immer jemanden, der hilft. "Uns alle verbindet die Freude an der Musik. In einer so großen Gemeinschaft zu singen, ist etwas ganz Besonderes", sagt Miriam.

Christian Utasch, der Zeuthener, hat seine Gitarre im Gepäck, wird am Sonnabend den Kinderchor begleiten. "Zu Hause lässt mir der Job zum Spielen wenig Zeit. Deshalb genieße ich die Zeit in Dahme. Die Tage hier sind randvoll ausgefüllt. Tagsüber proben wir, später treffen wir uns zum Spiele-, Film- oder Hausmusikabend. Ich habe noch kein einziges Mal auf mein Diensthandy geschaut", so der Zeuthener.

Von den 61 Teilnehmern aus mehreren Bundesländern seien die meisten "Wiederholungstäter", weiß Lothar Kirchbaum. Er selbst nicht ausgenommen. Als 17-Jähriger, ein Jahr vor dem Abitur, war er das erste Mal zu einer Singwoche im Dahmer Seminar. 1994 übernahm er die Leitung von Volker Ochs. "Dahme ist meine musikalische Heimat", sagt Lothar Kirchbaum. Ihr wolle er treu bleiben, mindestens bis 2017, wenn er in den Ruhestand geht.

Carmen Berg - erschienen in der Lausitzer Rundschau am 11.07.2013